Seit zwanzig Jahren beschäftige ich mich täglich mit Make-up und allen Themen rund um Beauty. Ich kenne mein Gesicht in und auswendig und behaupte, dass ich mich sehr gut schminken kann. Dennoch habe ich durch meine Ausbildung zur Professional Make-up & Hair Artist einiges dazu gelernt. Ich habe völlig andere Perspektiven auf Make-up bekommen und meine eigenen Gewohnheiten hinterfragt.
So hat sich meine Beauty Routine nach meiner Make-up Artist Ausbildung verändert:
Farbtheorie
Kalte, warme und Komplementärfarben waren mir nicht fremd, aber erst in der Make-up & Hair Artist Ausbildung bin ich so richtig tief in die Materie eingestiegen. Ich kenne nun exakt die Farben, die mir als Cool Summer (gedämpft + kalt) am besten stehen und setze sie auch beim Make-up ein. Dafür habe ich mir sogar einen Farbfächer gekauft, um die exakten Töne zu erwischen.
Ich greife mehr zu gedämpften Farben, die meinen Typen unterstreichen, anstatt knallige Töne, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Gesichtsanalyse
An einem der ersten Kursabende haben meine Mitschülerinnen Fotos von unseren Gesichtern gemacht und ausgedruckt. Diese haben wir dann Zentimeter für Zentimeter besprochen und unsere Gesichtsformen von vorne und im Profil studiert. Obwohl man das eigene Gesicht jeden Tag im Spiegel sieht, fallen einem manche Dinge nicht auf! Ich fand es sehr spannend, die Analysen meines Gesichts von meinen Mitschülerinnen zu hören.
So habe ich auch besser verstanden, welche Frisuren mir stehen und wo ich mein Blush und Kontur setzen muss. Ich habe nun einen viel genaueren Blick, was Formen und Gesichter angeht und weiß auch besser, was mir steht. So sollte ich bei meinem langen Gesicht das Blush waagrecht und hart auftragen, um die Länge zu unterbrechen.
Genauerer Blick
Ich dachte eigentlich, ich würde sehr genau arbeiten. Aber schon beim ersten professionellen Beauty Shooting verstand ich, was „genau“ bedeutet. Die Kamera fängt jedes quere Härchen, jedes Schüppchen und jeden noch so kleinen Mascarapatzer ein. Man muss aber nicht nur genau arbeiten, sondern auch genau überlegen, was man wo platzieren möchte. Es macht nämlich doch einen großen Unterschied, ob das Lipgloss Rosa oder Pink ist.
So habe ich gelernt, viel bewusster mit Texturen und Farbe umzugehen. Jede Entscheidung beim Make-up trägt Konsequenzen und lenkt den Look in eine bestimmte Richtung.
Weniger ist mehr
Ein völlig abgenudelter Spruch, aber er stimmt vor allem, was Beauty Make-up angeht. Auch ich tappte am Anfang in die typische heavy Foundation und falsche Wimpern Falle und meine Modelle sahen sehr nach „Make-up“ aus. Ich empfand es als sehr schwer, eine gute Balance zwischen geschminkt und ungeschminkt zu finden und die natürlichen Vorzüge meiner Kundinnen hervorzuheben.
An mir selber schminke ich seitdem dezenter, aber perfekter. Ich konzentriere mich auf ein Feature, in das ich dann Zeit investiere. Mir ist ein natürlicher Look aktuell deutlich lieber. Ich kaschiere kleine Unebenheiten und gleiche meinen Teint aus, ohne ihn zu beschweren und setze natürliche Akzente. So übermale ich auch meine Augenbrauen nicht mehr ganz so stark sondern betone lediglich ihre Form.
Lidschatten für geliftete Augen
Einer meiner häufigsten Fehler am Anfang war, den Lidschatten am äußeren Augenwinkel zu weit nach unten auslaufen zu lassen. Das zieht das Auge optisch runter und lässt den Blick müde wirken. Hier achte ich also nun darauf, mir immer eine imaginäre Linie vom Augenaußenwinkel zum Ende der Braue vorzustellen.
Tipp: Mit einem Schwammapplikator könnt ihr überschüssigen Puderlidschatten einfach „wegradieren“ und den Lidschatten ausbessern.
Mehr Haare
Für das minimalistischere Make-up investiere ich dagegen mehr Zeit in meine Haare und mein Haarstyling. Hier habe ich durch die Ausbildung so richtig Gefallen gefunden und achte mehr auf meine Haargesundheit. Ich verstehe Haare nun deutlich besser als vorher und weiß, wie ich sie behandeln muss. Leider kann ich an mir selbst keine tollen Hochsteckfrisuren machen oder sie so perfekt locken wie an meinen Kundinnen.
Aber ich weiß nun auch, dass Haare eine große Rolle beim Aussehen spielen und ich lege mehr wert darauf, sie gut zu pflegen.
8 Kommentare
Das hört sich spannend an!! Es wäre cool, dies an Beispielen zu sehen, also z. B. Ein auge wie du es früher geschmickt hast, und das andere wie du es jetzt schminckst 😊
Liebe Grüße, Nicole
Merci für das Feedback, mache ich gerne :)
Cooler Post! Spannend, wie sich der eigene Blick noch mal wandelt. ich freue mich auf weitere Beiträge! :-)
Liebe Grüße von Anja
Danke liebe Anja! :)
Hi Carina,
ein sehr interessanter Beitrag und toll, dass du dein Repertoire oder deinen Horizont noch so erweitern konntest! Mit der Farbtheorie verstehe ich auch sehr gut (und würde mich auch über Beiträge dazu von dir freuen). Ich bin ein cool summer mit braunen Augen, hatte aber jahrelang rot gefärbte Haare. Mit dem Wechsel auf meine Naturhaarfarbe aschblond/-braun konnte ich plötzlich die Hälfte meiner go to-Looks und Outfits nicht mehr tragen und musste mich komplett umorientieren. Jetzt sehe ich allerdings wesentlich „ruhiger“ und „zusammenpassender“ aus, also wirklich interessant was Farbtheorie so bewirkt!
Liebe Grüße aus Kölle,
Anna
Was so eine Haarfarbe ausmacht! Ich merke das auch selbst, wenn ich blondierte Strähnen habe oder mir die Haare töne. Plötzlich ändert sich der Kontrast und Make-up und Kleidung wirken ganz anders. Ich möchte jetzt auch wieder zu meiner aschblonden Naturhaarfarbe zurück. Einfach um meinen Haaren eine Pause vom Färben zu geben. Das haben sie gar nicht gut vertragen!
Hi Carina, mich würde interessieren, welche Foundation oder BB Cream du jetzt für einen natürlichen Look am liebsten verwendest.
Viele Grüße!
Ganz unterschiedlich! Ich trage generell weniger Produkt auf, so sieht auch eine stark deckende Foundation „leichter“ auf der Haut aus. Aktuell benutze ich die Charlotte Tilbury Beautiful Skin Foundation