Ziel meiner Weltreise ist es, meine Grenzen auszutesten und mehr über mich zu lernen.
Deshalb zwinge ich mich hin und wieder bewusst in Situationen, die mich herausfordern. Eine solche Herausforderung ist für mich die Übernachtung in einem Hostel. Als introvertierter Einzelgänger, der seit 4 Jahren alleine wohnt, ist die Vorstellung eines Schlafsaals im Hostel ein blanker Horror! Trotzdem habe ich nach wundervollen Tagen im eigenem Apartment in San Diego 3 Nächte im Hostel in Ocean Beach gebucht.
„Da musst du jetzt durch“ war das Motto!
Meine letzte Hostelerfahrung liegt 13 Jahre her. Damals fuhren wir mit dem Englisch Leistungskurs nach London und übernachteten im Generator Hostel. Kaugummi im Bett, Haare in der Dusche, schmieriges Besteck in der Küche. Das fand ich damals schon schlimm, aber wenigstens war ich mit meinen Freundinnen im Zimmer.
Nun hatte ich mir für Ocean Beach ein Bett im gemischten 4 Schlafsaal gebucht.
Das Hostel selbst ist dabei so toll, wie ein Hostel nur sein kann: die vielen Bäder und Toiletten sind piccobello sauber, die Küche blitzblank, das Personal freundlich, die Lage direkt am Meer und gegenüber eines Supermarktes und die anderen Hostelgäste sind offen und rücksichtsvoll. Bestmögliche Voraussetzungen also!
That being said…
Nach der ersten Nacht wäre ich am liebsten schreiend aus dem Schlafsaal gelaufen! Die zwei Jungs in meinem Zimmer schnarchten durchgehend, stanken wie eine Destillerie und ich konnte eine Stunde dösen, bis ich schließlich um 5 Uhr das Zimmer verließ.
In Eiseskälte wickelte ich mich in 3 Decken im Gemeinschaftsbereich ein, der draußen in einem Zeltdach liegt. Bei 13 Grad kein Spaß. Ich war am Tiefpunkt angekommen und verfluchte mich. Als ich euch in meiner Instastory von meinem Leid klagte, meinten einige, ich soll doch abbrechen und ins Hotel gehen. Dafür bin ich aber zu stur!
Nun habe ich mir die Challenge gesetzt und die ziehe ich auch durch!
Drei Nächte im Hostel würden mich schon nicht umbringen.
Wie war mein Mantra zum Start der Weltreise? Es kann nur besser werden!
Genau so war es auch. Hätte ich an diesem Tiefpunkt aufgegeben, hätte ich Ocean Beach mein Leben lang in schlechter Erinnerung gehalten. Wie sich herausstellte, war es die absolut richtige Entscheidung nicht aufzugeben. So konnte ich nämlich Folgendes über mich lernen:
- Ich habe kein Problem damit, mir mit anderen Küche und Bad zu teilen. Ganz im Gegenteil, die lockeren und unverbindlichen Gespräche im Gemeinschaftsbereich konnte ich sogar genießen.
- Ich brauche meine Rückzugsmöglichkeit. Ein privater Bereich, den ich abschließen kann und den ich nur für mich habe. Das muss nicht mal ein Zimmer sein, eine Koje wie in den japanischen Kapselhotels wäre ausreichend. Oder eben Privatzimmer in Hostels (wobei die oft teurer sind als bei AirBnB). Aber Privatsphäre ist unentbehrlich.
- Auch wenn ich von offenen Menschen umgeben bin, fällt es mir schwer, den ersten Schritt zu machen und mich zu öffnen. Werde ich angesprochen labere ich dir die Hucke voll, aber ich ziere mich noch, aktiv auf Fremde zuzugehen.
Was soll ich sagen – für San Francisco habe ich mir trotzdem wieder ein Hostel gebucht!
Für die extrem teuren US Großstädte sind Hostels für mich die sinnvollste Lösung. Hier bin ich sowieso den ganzen Tag beim Sightseeing unterwegs und habe mehr Budget für Attraktionen übrig. Außerdem fehlt mir noch die „Hostel in Großstadt“ Erfahrung!
Ich finde es wichtig, mich immer wieder in Situationen zu zwingen, vor denen ich Angst habe. Nur so kann ich wachsen und mich weiterentwickeln. Es darf auch mal etwas schiefgehen – dann weiß ich zumindest, was ich absolut NICHT will!
Vor wenigen Jahren noch musste meine Mama meine Termine beim Zahnarzt vereinbaren, weil ich Angst hatte, in der Praxis anzurufen.
Denkt bitte daran, wenn ihr euch das nächste Mal einredet, dass ihr irgendwas niemals machen könntet. Es steckt immer viel mehr in euch, als ihr euch zutraut! Erkennt eure Ängste und drückt genau da rein, wo es weh tut.
Die tollsten Erinnerungen beginnen außerhalb der Komfortzone!
1 Kommentar
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