Beauty Konsum Kritik – ein kritischer Blick auf den überwältigenden Neuheiten-Zyklus
In den letzten Wochen und Monaten habe ich mir vermehrt Gedanken über meinen Beauty Konsum gemacht.
Nun bin ich natürlich in keinster Weise eine durchschnittliche Beauty Konsumentin. Ich betreibe seit fast 14 Jahren einen Beauty Blog und bin seit letztem Jahr auch noch Professional Make-up & Hair Artist. Also ein Beautyjunkie durch und durch. Es gab Zeiten, da hingen 800 Nagellacke in meinem Beautystudio. Aktuell befinden sich in diesem Zimmer 3 hohe und 3 kleine Schränke voll mit Beauty. Zum Teil meine eigenen Produkte, zum Teil für Kundinnen.
Ich habe viel zu viel Make-up für nur ein Leben. Allein meine 4 Schubläden mit Lippenprodukten sind völlig überwältigend. Dabei benutze ich maximal 20 Stück davon regelmäßig!
Und trotzdem… wenn ich auf Instagram News zu DEM tollen, neuen Lippenstift sehe, macht mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich überlege sofort, in welchen Looks ich ihn einbinden würde, welche Farbe ich mir aussuche und wie er meine Beauty Routine revolutioniert. Dabei habe ich jede erdenkliche Farbe und Finish in meiner Sammlung.
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich nach vielen Jahren meine wöchentlichen Beauty News eingestellt. Mir wird es langsam zu viel des Neuen. Statt einer durchdachten und tollen Limited Edition alle 6 Wochen von den 5 bekannten Beauty Marken gibt es nun jeden Tag 10 neue Produkte von Marken, von denen ich noch nie gehört habe. Das Beauty Karussell dreht sich immer schneller und schneller und ich bin überfordert.
Dennoch liebe ich Make-up und Beauty und möchte über die neusten und besten Texturen informiert sein.
Seit ich als Make-up Artist arbeite, hat sich meine Sicht auf Beauty geändert.
Denn als Make-up Artist interessiert es mich nicht, ob ein Produkt ein tolles Marketing oder eine fancy Verpackung hat. Ich muss mich darauf verlassen können, dass es performt, an verschiedenen Hauttypen gut aussieht und lange durchhält. So habe ich über die letzten Jahre bestimmt hunderte Foundation ausprobiert. Aber wisst ihr, welche Foundation in meinem Kit gelandet ist? Richtig, die Armani Luminous Silk, die sage und schreibe im Jahr 2000 auf den Markt kam.
Für mich ist sie perfekt und das, obwohl ich so viele neuere Foundations mit moderneren Texturen ausprobiert habe.
Ich werde nie in einer Position sein, in der sich meine Make-up Sammlung auf eine Schublade beschränkt. Dennoch bin ich, was mein persönliches Make-up angeht, deutlich minimalistischer geworden. Natürlich probiere ich neue Produkte aus, um sie euch vorstellen zu können. Dabei beschränke ich mich aber nun mehr auf Marken, die man in Deutschland einfach kaufen kann. Ich habe weder das Geld, noch die Kapazität, um jede Neuheit jeder Beauty Marke auszuprobieren. Deshalb kaufe ich nur Produkte, die ich spannend finde und die ihr im Laden kaufen könnt.
Keine komplizierten Auslandsbestellungen mehr, die mir Angst vor einem Zollbesuch machen!
Wisst ihr, was mich auch richtig nervt? Over the top Marketing.
Das fiel mir letztens wieder auf, als eine stinknormale, schon tausendfach dagewesene Mascarabürstenform als bahnbrechende Weltneuheit angepriesen wurde. Ernsthaft? Ich verstehe, dass Marketing eine Geschichte erzählen und einem andernfalls langweiligen Produkt Leben einhauchen soll. Aber bleiben wir mal bei den Tatsachen.
Kein Beautyprodukt der Welt wird mein Leben verändern.
Fühlt euch bitte niemals unter Druck gesetzt, irgendwas kaufen zu müssen, weil es gerade „in“ ist. Die Produkte, die wirklich gut sind, werdet ihr immer wieder bei verschiedenen Influencern sehen. Deshalb wartet am besten die erste Hypewelle ab und beobachtet, ob das Produkt einige Monate später noch bei euren liebsten Beauty Gurus auftaucht.
Ich versuche gerade, einen guten Mittelweg zu finden. Mir macht es auch nach 15 Jahren Beauty Leidenschaft Spaß, Neues auszuprobieren und euch von den besten Must Haves zu berichten. Aber ich muss nicht mehr jeden Trend mitmachen oder jedem Produkt hinterher laufen.
24 Kommentare
Sehr interessanter Blogpost!
Ich kaufe eigentlich nur noch meine Standard-Produkte nach kurz bevor sie leer werden.
Bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten ist es auch einfach nicht möglich interessante Produkte aus dem neuen Drogerie Sortiment zu bekommen. Und bei LEs ist es genauso, da bekomme ich nur noch wenig mit und sehe im Normalfall das leere Display.
Aber ist auch in Ordnung.
Besser so, oder? Vor allem bei LEs. Die lachen mich überhaupt nicht mehr an. Was will ich denn damit, wenn mir ein LE Produkt gut gefällt? Dann ist es leer und ich bin traurig.
Das kann ich komplett nachfühlen. Seit ich Mutter geworden bin, hat sich meine Schminkroutine zeitbedingt so reduziert, dass meine Sachen performen müssen und simpel aufzutragen sein müssen. Da kann ich keine Experimente gebrauchen. Was da ist, wird aufgebraucht, aber das drölfzigste Rouge nicht mehr gekauft.
Rouge dauert auch gefühlt ein Jahrhundert, bis man es aufbraucht. Kein Produkt meiner Sammlung hält so lange bei mir, wie Rouge.
Make up als Hobby hab ich erst vor ein paar Jahren entdeckt und dann zuerst als Repräsentantin eines Direktvertriebs. Da wollte ich natürlich auch immer gleich alles haben, was neu rauskam. Ende vom Lied ich hab so über 2000€ ausgegeben, um dann festzustellen, dass die Produkte es nicht wert sind und hab sie nun verkauft bzw. musste sogar einiges entsorgen, weil es schlecht geworden ist.
Wenn neue Produkte rauskommen und ich so durch Insta scrolle, bin ich oft versucht, die Produkte zu bestellen, aber die Bestellung schick ich dann zu 90% nicht ab, da ich das Produkt doch erst gern testen möchte.
Leider hab ich auch das Gefühl, dass alles ganz toll gefunden wird und ehrliche Meinungen selten sind (danke für Deine).
Wenn man sich solche Zahlen mal vor Augen hält, ist das ganz schön schockierend! Ich weiß schon, warum ich meine Beauty Käufe nicht addiere. Gerade habe ich zwei Backups meines Kryolan Fixing Sprays nachgekauft, weiß aber genau, dass ich sie bis zum Ende der Brautsaison aufbrauchen werde! Gerade bei Lippenstiften finde ich es auch sehr bitter, wenn sie kippen und ich sie entsorgen muss…
bei mir hat das Mama-Dasein doch einiges verändert. Bin auch sehr viel skeptischer geworden, frage mich viel öfter „brauchst du das wirklich? – nein – Hast du diese Farbe/n nicht schon xfach in deiner völlig überfüllten Lade? – Ja, also lass ich es gut sein. Früher undenkbar gewesen.
Weil sich die Prioritäten und das Bewusstsein über die Jahre einfach ändert. Hätte ich ein Kind, würde sich mein Fokus auch sehr einschränken!
Toller Beitrag! Und so schön in Worte gefasst, was in mir auch schon eine Zeit lang rumort. Bei mir waren aber eher Limited Editions.
Ich war bis vor Kurzem eine richtige LE-Jägerin. Ständig geguckt, was es Neues gibt, schon vor dem Launch online informiert und die „heißtesten“ Produkte ausgeguckt, damit ich ja rechtzeitig im dm / Rossmann etc bin und nicht vor leeren Displays stehe.
Hab mich riesig gefreut, wenn ich etwas ergattern konnte.
Ich nutze Make Up gern und oft. Aber ich werde auch nieee alles aufbrauchen können, was sich in meinem Fundus befindet. Ich konzentriere mich nun stärker auf die Produkte, die ich schon habe und habe damit Vieles wieder neu entdeckt!
Und es tut richtig gut, sich selbst nicht mehr so einen Druck zu machen und den Anspruch zu haben, ständig up to date sein zu müssen.
Ein Make Up Produkt ist immerhin ein Committment, denn meist braucht es lange Zeit, um es aufzubrauchen. Daher überlege ich lieber zweimal, ob ich etwas wirklich brauche oder es einfach nur haben will :-)
Eben. Wenn man mal bedenkt, wie oft man einen Lippenstift tragen muss, um ihn komplett aufzubrauchen! Da würde ich doch viiiel genauer schauen, wenn ich ihn aufbrauchen müsste. Klar macht LE Jagd Spaß und man ist auch neugierig, aber irgendwie muss man da ein gutes Mittelmaß finden.
Hey Carina,
finde deine Gedanken dazu sehr interessant und ich habe eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Ich beschäftige mich auch seit ca. 15 Jahren mit Beauty, wenn auch nur als Konsumentin von Blogs und Videos. Meine Sammlung ist wesentlich kleiner als früher und limited editions renne ich nicht mehr hinterher. Und z.B. Nagellack und Lidschatten kaufe ich nicht mehr, weil mein Bedarf da einfach gedeckt ist. Trotzdem ist es immer noch mein Hobby und es macht mir weiterhin Freude.
Liebe Grüße,
Joana
So ist das doch ein schönes Mittelmaß! Solange du dich damit wohlfühlst, ist alles gut. Bei Nagellacken miste ich auch radikal aus. Von 800 auf 35 Stück, und trotzdem nutze ich nur 4-5 regelmäßig.
Danke für deine ehrlichen Gedanken! Darum lese/sehe/höre ich dich so gern! Seit viiiielen Jahren! glg Verena
Vielen lieben Dank Verena! <3
Hallo Carina,
was du für Beauty beschreibst geht mir auch häufig in anderen Bereichen so. Der 100.000 Sale oder der Rabatt-Code der ausläuft wenn du jetzt nicht bestellst. Am Ende vom Tag hast du sehr viele Sachen die dir nicht ganz gefallen oder passen und die dich auch nicht glücklich machen. Das typische „ich habe nichts zum anziehen, aber der Schrank ist voll“. Ich versuche gerade mir bei Kaufentscheidungen mehr Zeit zu geben und auch auf mein Bauchgefühl zu hören.
Gute Einstellung! Ich bin bei Rabattcodes auch oft versucht, denke mir aber dann – würde ich das auch kaufen, wenn kein Rabatt drauf wäre? Meistens ist die Antwort ein klares Nein und dann lasse ich es.
Danke Carina 🙏🏼. Das ist eine so gute und reflektierte Sicht auf die aktuelle Situation wo es gefühlt nur noch Hype Produkte gibt und Empfehlungen mit „rennt“ enden.
Ich versuche seit Jahren in meiner bestehenden Sammlung quasi einzukaufen und entdecke immer wieder Schätze die viel zu lange ungenutzt waren. Aufbrauchen kann ich als normal Verbraucherin selbst meine vorhandenen Produkte wahrscheinlich nicht mehr. Deswegen schau ich mir die Neuheiten ga nicht mehr an 😅.
Ich schaue deswegen sehr gern bei dir vorbei, deine Empfehlungen sind immer ehrlich und detailliert. Und man hat nie das Gefühl das man unbedingt sofort alles kaufen muss.
Einen schönen Feiertag heute
Lisa
Vielen Dank liebe Lisa! Mir ist es auch sehr wichtig, nachhaltig gute Produkte zu empfehlen, die ich WIRKLICH regelmäßig benutze! Alles andere bringt mir auch nichts.
Liebe Carina,
nach etwa 16 Jahren Make-Up und Sammelleidenschaft, in denen ich anfangs gerade so einzelne Teile bezahlen konnte und später selbst im Beautybereich gearbeitet habe und dort geradezu überschwemmt wurde, habe ich in den letzten Jahren auch radikal reduziert. Für den Gegenwert meines gut gehüteten Schatzes hätte ich mindestens für 3 Jahre gut in den Urlaub fahren können oder einen gebrauchten Wagen kaufen.
Aber das Sammeln selbst hat scheinbar auch gewisse seelische Löcher gefüllt, um die ich mich inzwischen mal gekümmert habe! Ich werde zwar auch noch ein wenig neugierig und aufgeregt, wenn ich eine tolle neue Kollektion oder spannende neue Produkte sehe aber es ist nur ein Abklatsch der Gefühle, die um 2013 eine MAC LE ausgelöst hat.
Hin und wieder fröhne ich meinem Hobby und probiere was aus und fühle mich wieder 16, die meiste Zeit jedoch bleibe ich nei den bewährten Produkten. Wobei du beim ausprobieren wollen und mit Interesse anstecken einen nicht unerheblichen Beitrag leistest :)
Ich freue mich weiterhin von dir über gute und bewährte (vor allem in deinem prof. Kit) Produkte zu hören und so vielleicht selbst zu dem ein oder anderen neuen Favoriten zu finden; in der Zwischenzeit genieße ich meine abgespeckte Sammlung und habe endlich mal die Zeit und den Überblick, meine ganzen Schätze zu benutzen.
Liebe Dulce, das ist sehr schön formuliert! Bei mir waren es definitiv auch seelische Löcher, die ich mit Käufen füllen wollte. Nichts geht einfacher, als ein Dopamin Hit durch einen Einkauf. Dann liegt das Teil da, man benutzt es ein paar Mal und schon ist das Gefühl wieder weg. Ich denke auch, dass man sich seine Glücksgefühle aus anderen Lebensbereichen holen kann, ohne etwas kaufen zu müssen.
Was nicht heißt, dass ich heute nach der Arbeit nicht zu Charlotte Tilbury gehe und mir ein Lidschatten-Quad für mein Kit hole :D tatsächlich kaufe ich nämlich sehr einseitig und nur nach meinem Gusto. Gestern hätte ich nach einem neutralen, braunen Lippenstift gesucht und habe tatsächlich nichts in meiner Sammlung gefunden!
Danke für diesen Beitrag. Damit beschäftige ich mich auch gerade sehr. Ich liebe Make-up und schminke mich tatsächlich auch jeden Tag. Ich liebe auch die Abwechslung. Allerdings habe ich jetzt so viel Zeug, dass ich den Überblick verloren habe und mich frage, wann ich das alles aufbrauchen soll. Mittlerweile ist mir die Flut an Neuheiten auch zu viel. Etliche Newsletter habe ich abbestellt, um nicht mehr so schnell in Versuchung zu kommen und wenn mich etwas interessiert lege ich es in die Wunschliste und versuche ein paar Wochen zu warten. Häufig brauche ich es dann nämlich doch nicht so dringend und kann es löschen. :–) LEs schaue ich mir prinzipiell nicht mehr an.
Liebe Grüße
Das klingt doch sehr gut! So ähnlich habe ich es auch gemacht. Am besten alle Newsletter entabonnieren, sonst kommt man immer wieder in Versuchung!
Ich bin auch total überfordert und mir ist das ganze zu viel. Ich hab meine Make Up weitgehendst aussortiert, entfolge solchen Seiten auf Social Media und versuche meinen Frieden damit zu finden. Ich hab nur noch wenige Produkte im Vergleich zu früher und erfreue mich die einfach regelmäßig zu tragen. Natürlich kaufe ich mir auch mal was, aber meine Käufe heute sind deutlich überlegter und in der Regel waren sie es dann auch Wert. Nicht wie früher, als ich es einfach gekauft habe um es gekauft zu haben. Das meiste war leider ein Griff ins Klo. Wie du sagst, am Ende ähnelt sich das alles und man braucht keine Massen.
Geht mir genau so. Es soll immer noch Spaß machen und nicht überfordern. Im Alltag beschränkt sich mein Gebrauch auf zwei kleine Boxen mit Produkten. In der Zwischenzeit habe ich auch meine heißgeliebten Foundations aussortiert und nur noch die behalten, die mir auch farblich passen.